Paßkontrolle - einst und jetzt
"Passkontrolle" - Radierung v. K. Jordan

Wenn man heutzutage einen "Normalsterblichen" (allgemein auch "Bürger" genannt") fragt, was er sich denn unter einer Paßkontrolle vorstellt, wird man sicherlich die Antwort bekommen, daß man an der Grenze oder am Flughafen den Zöllnern den Ausweis vorzeigen muß, damit man über die Grenze könne. An den Autobahnen säßen die Zöllner in Glashäuschen (immer im Trockenen - auch wenn's regnet) und am Flughafen wären auch kleinere Schalter, in denen die Ausweise verlangt würden.Und an den Häfen würde man auch kontrolliert, ob man Schnaps oder Zigaretten schmuggeln würde.

Diese Meinung haben viele - auch wenn durch den Wegfall der Grenzen nur noch wenige Kontrollstellen übrig sind und der Zoll noch viele weitere Aufgaben hat, die die meisten gar nicht wissen. Genau betrachtet, würde diese Ansicht auch nur für bestimmten Zeitabschnitte zutreffen. In früheren Zeiten (z.B. im Mittelalter oder den Weltkriegen) wurden Kontrollen durch Soldaten (oder später Polizisten/Grenzschützer) an den Stadttoren oder Landesgrenzen durchgeführt. Der Zoll hat eigentlich immer darauf bestanden, eine zivile Verwaltung zu sein, die keine Polizei oder Militär ist. So war zum Beispiel der Zollgrenzschutz im 2. Weltkrieg auch fast ausschließlich dem Reichsfinanzminister unterstellt. Nur für wenige Tage/Wochen wurde der ZGS per Erlass dem Stabsführer SS unterstellt. Diese Anordnung wurde aber noch vor Beendigung des Weltkrieges wieder aufgehoben.

Daher waren die polizeilichen Aufgaben, wie auch die Passkontrolle nicht eigentliche (originäre) Aufgabe des Zolls, sondern der Polizei oder dem Militär. Sicherlich waren polizeiliche Aufgaben auch dem Zoll zusätzlich übertragen und wurden durch diesen wahrgenommen. Doch wer -wann -was durfte bzw. heute noch darf, darüber kann man sich aktuell bei den entsprechenden Behörden informieren.

Die Passkontrollproblematik ist auf der Monatskarte schön dargestellt:

Hier stehen 2 Bürger (vermutl. ein älteres Ehepaar) an einem Kontrollhäuschen und wollen über die Brücke. Dem kontrollierenden Soldaten (also kein Zöllner), der hier in der winterlichen Landschaft diese amtliche Kontrolle durchführt, wurde anscheinend von der weiblichen Person ein Grenzdokument übergeben und diskutiert mit ihr darüber (obwohl in der damaligen Zeit - die Karte wurde 1915 verschickt - ein Beamter oder Soldat nur selten mit sich reden ließ), was aber nicht ausreicht. Da der Mann auf der rechten Seite ebenfalls nach einem Dokument in seiner Jacke sucht, fehlen wohl Eintragungen auf dem Grenzpapier. Der zweite Soldat im Hintergrund blickt ebenfalls skeptisch auf das Dokument.

Es wäre interessant zu erfahren, ob die Personen doch noch über die Grenze durften. Ich habe da so meine Zweifel. Dieses Motiv zeigt ansonsten eine Winterlandschaft (vielleicht an einem Sonntag?) vermutlich aus dem Osten Deutschlands.